Die Haut

Bevor Ihr Euch entscheidet Eure Haut mit einer Tätowierung zu schmücken, möchte ich Euch einige Informationen über das größte Organ Eures Körpers geben. Ihre Oberfläche beträgt in Abhängigkeit von der Körpergröße 1,5 bis 1,8 m². Eure Haut, Cutis, ist wichtig für den Schutz Eures Körpers. Die Aufgaben der Haut bestehen darin den Körper vor chemischen, mechanischen und thermischen Schäden sowie vor zahlreichen Krankheitserregern und vor manchen Strahlen zu schützen. Sie ist beim Menschen die wichtigste periphere Einrichtung zur Temperaturregulation. Die Haut hat an der Regulierung des Wasserhaushalts Anteil, da sie einerseits Flüssigkeit abgeben kann (Schweiß), andererseits den Körper vor Austrocknung schützt. Die Haut ist ein wichtiges Immunorgan. Mit Hilfe nervöser Strukturen können an der Haut Druck, Schmerz und Temperatur wahrgenommen werden. Durch die Haut können im begrenzten Umfang Stoffe in den Körper eindringen (z.B. bei Einreibungen). Die Haut ist ein lebenswichtiges Organ. Bei Verbrennungen von mehr als 20% der Hautoberfläche (etwa der eines Arms) kann ein lebensbedrohlicher Zustand entstehen, der unter anderem durch Salz- und Wasserverlust verursacht wird. Zusammenfassend kann man sagen, die Haut bietet:

  • Schutz vor Kälte, Hitze und anderen Umwelteinflüsse
  • Schutz gegen mechanische Reize wie Druck oder Reibung
  • Schutz gegen den Verlust von Wasser
  • Schutz vor dem Eindringen von Mikroorganismen und körperfremder Keime
  • Temperaturregulation

 

Die Haut besteht aus 2 Hauptschichten:

  • Epidermis, Oberhaut (besteht nochmal aus 3 Schichten, s.unten)
  • Dermis, Corium, Lederhaut (besteht nochmal aus 2 Schichten, s. unten)

Epidermis und Dermis sind fest verzahnt. Die Haut ist an verschiedenen Körperpartien unterschiedlich beschaffen. An mechanisch stark beanspruchten Stellen (Handteller, Fußsohle) ist sie dicker als an mechanisch wenig beanspruchten (Augenlid); über Gelenken bildet sie Reservefalten. Die Epidermis hat am Handteller und an der Fußsohle eine Dicke von etwa 1 mm, sonst durchschnittlich von 50 µm, höchstens 0,2 mm. Schwielen sind Epidermisverdickungen infolge erhöhter Beanspruchung von 2mm und mehr. Die Epidermis besteht aus mehrschichtigem verhorntem Plattenepithel mit großem Regenerationsvermögen. Die Neubildung von Epithelzellen erfolgt in den untersten Zelllagen. Von hier gelangen die Zellen zur Oberfläche, wobei es in den mittleren Epithellagen zur Verhornung kommt. Schließlich bilden sich oberflächlich Hornschuppen, die abgestoßen werden. Die Wanderung der Epithelzellen von der Basis bis zur Oberfläche dauert etwa 30 Tage. Gleichzeitige Umgestaltung vieler Epithelzellen während ihrer Neubildung führt zu einer Dreischichtung der Epidermis:

  • Stratum germinativum, Regenerationsschicht
  • Verhornungsschicht
  • Stratum corneum, Hornhaut

Das Stratum germinativum besteht aus Stratum basale und Stratum spinosum. Die Verhornungsschicht hat ein Stratum granulosum und ein Stratum lucidum. Das Stratum corneum besteht aus umgewandelten Keratinozyten. Es ist unterschiedlich dick: an den Handflächen und Fußsohlen besteht es aus mehreren 100 Schichten. Oberflächlich werden laufend Hornschuppen abgestoßen. Die Dermis, Corium, Lederhaut besteht aus einer Art Bindegewebe und gliedert sich in 2 nach Dichte und Anordnung der Fasern unterscheidbare Schichten:

  • Stratum papillare
  • Stratum reticulare

In den Maschen des Fasergeflechts liegen Zellen, Gefäße und Nerven. Außerdem reichen epidermale Bildungen (Drüsen und Haarwurzeln) bis in die Dermis. Die Dermis liegt der Unterhaut auf, die Unterhaut ist eine Schicht meist lockeren Bindegewebes. Sie verbindet die Haut durch bindegewebige Scheidewände mit den unter ihr liegenden Strukturen (Faszien, Knochen). Die Unterhaut dient als Verschiebeschicht sowie an vielen Stellen als Fettspeicher, darauf wollen wir aber nicht näher eingehen, da bis in diese Tiefen niemals eine Tätowiernadel vordringt, bzw. vordringen sollte. Beim Tätowieren wird die in die Haut eingebrachte Farbe von Zellen phagozytiert (das ist der Vorgang, mit dem die Zelle die Farbe in sich aufnimmt, genauer: Aus dem Plasmalemma wird ein Vesikel in das Zellinnere eingesenkt und abgeschnürt; mit dieser wird extrazelluläre Substanz in die Zelle eingeschleust). Die Farbe ist ein “unverdaulicher” Stoff für die Zelle und wird so lange Zeit unverändert in der Zelle aufbewahrt; dies nennt man Speicherung.